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Wie kann das Umgangsrecht aussehen?: Von der Regelung bis zur zwangsweisen Durchsetzung

Familienrecht | Lesezeit: ca. 15 Minuten

Der Regelung des Umgangsrechts kommt nach der Trennung oder Scheidung von Eltern eine wichtige Rolle zu. Es sichert dem Kind den fortgesetzten Kontakt zu beiden Elternteilen und dient damit in erster Linie dem Kindeswohl. Gleichzeitig stellt es ein Recht, aber auch eine Pflicht, für jeden Elternteil dar. Gemäß § 1684 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) hat das Kind das Recht auf Umgang mit jedem Elternteil; jeder Elternteil ist zum Umgang mit dem Kind verpflichtet und berechtigt. Die konkrete Ausgestaltung dieses Rechts wirft in der Praxis jedoch zahlreiche Fragen auf und führt nicht selten zu Konflikten, die einer gerichtlichen Klärung bedürfen. Die Bandbreite der Regelungsmöglichkeiten ist groß und stets von den individuellen Umständen des Einzelfalls abhängig.

Grundsätze der Ausgestaltung des Umgangsrechts

Die Festlegung einer Umgangsregelung orientiert sich grundsätzlich am Kindeswohl (§ 1697a BGB). Eine Regelung hat so zu erfolgen, dass sie der Entwicklung und dem Wohl des Kindes am besten dient. Es gibt keine starren gesetzlichen Vorgaben für einen bestimmten Umgangsrhythmus. Stattdessen haben sich in der Praxis bestimmte Modelle etabliert, die jedoch immer an die spezifische Familiensituation angepasst werden müssen. Wesentliche Kriterien für die Ausgestaltung sind dabei das Lebensalter des Kindes, die Entfernung der elterlichen Wohnorte, die bisherige Bindung zwischen Kind und Umgangsberechtigtem sowie die Kooperationsfähigkeit der Eltern.

Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zur Schulreife sind in der Regel kürzere, aber dafür häufigere Umgangskontakte üblich. Mehrstündige Treffen, die zunächst monatlich und später 14-tägig stattfinden, sind hier oft der Ausgangspunkt. Übernachtungen beim umgangsberechtigten Elternteil kommen meist erst dann in Betracht, wenn eine stabile und vertraute Beziehung aufgebaut wurde.

Mit zunehmendem Alter des Kindes werden die Umgangszeiten ausgedehnt. Bei Kindern im Grundschulalter und älter ist das sogenannte Residenzmodell mit Umgangskontakten an jedem zweiten Wochenende, oft von Freitag bis Sonntag, weit verbreitet. Hinzu kommen in der Regel hälftige Ferienregelungen sowie Regelungen für Feiertage wie Weihnachten und Ostern und die Geburtstage. Je älter und selbstständiger die Kinder werden, desto mehr rückt auch ihr eigener Wille in den Vordergrund. Die schulischen Verpflichtungen, Hobbys und Freundeskreise des Kindes müssen bei der Terminfindung ebenfalls berücksichtigt werden.

Eine besondere Herausforderung stellt eine große Entfernung zwischen den Wohnorten der Eltern dar. Ein 14-täglicher Rhythmus ist hier oft nicht praktikabel. In solchen Fällen wird die Frequenz der Besuche typischerweise reduziert, während die Dauer der einzelnen Kontakte ausgedehnt wird. Statt kurzer Wochenendbesuche finden die Kontakte dann geblockt, beispielsweise während der gesamten Ferien oder an verlängerten Wochenenden, statt.

Ist die Beziehung zwischen dem Kind und dem Umgangsberechtigtem belastet oder ist es bereits zu einer Entfremdung gekommen, muss eine behutsame Wiederannäherung erfolgen. Hier kann es sinnvoll sein, die Kontakte zunächst in kürzeren Intervallen und gegebenenfalls in begleiteter Form stattfinden zu lassen. Ein sogenannter begleiteter Umgang, bei dem eine neutrale dritte Person anwesend ist, kann helfen, das Vertrauen wieder aufzubauen und Gefährdungen des Kindeswohls auszuschließen.

Grundsätzlich obliegt es dem umgangsberechtigten Elternteil, das Kind am Wohnort des anderen Elternteils abzuholen und dorthin zurückzubringen. Diese Hol- und Bringpflicht gilt auch bei größeren Entfernungen. Bei älteren Kindern kann unter Umständen vereinbart werden, dass sie die Reise zum Umgangsberechtigten selbstständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln antreten.

Gerichtliche Regelung und ihre Vollstreckbarkeit

Können sich die Eltern nicht einigen, kann das Familiengericht auf Antrag eine verbindliche Umgangsregelung treffen. Eine solche gerichtliche Entscheidung, sei es ein Beschluss oder ein gerichtlich gebilligter Vergleich, stellt einen vollstreckungsfähigen Titel dar. Das bedeutet, dass die Einhaltung der Regelung erzwungen werden kann. Voraussetzung für die Vollstreckbarkeit ist jedoch, dass die Regelung hinreichend bestimmt ist.

Die Notwendigkeit einer klaren und unmissverständlichen Formulierung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die gerichtliche Regelung muss genaue und erschöpfende Bestimmungen über die Art, den Ort und die Zeit des Umgangs enthalten. Nur so wissen die Beteiligten exakt, welche Pflichten sie zu erfüllen haben. Eine Formulierung wie „Umgang alle 14 Tage“ ohne die Festlegung eines konkreten Anfangstermins ist beispielsweise nicht vollstreckbar (OLG Saarbrücken, 19.04.2013 - Az: 6 WF 65/13). Ebenso muss geklärt sein, wie an Tagen ohne Schulbesuch zu verfahren ist, wenn der Umgang mit „Freitag nach der Schule“ beginnt. Für solche Fälle fehlt es oft an einer bestimmten Uhrzeit und einem festgelegten Übergabeort, was die Regelung insoweit unvollständig und nicht vollstreckbar macht (OLG Karlsruhe, 17.04.2023 - Az: 5 WF 29/23). Eine Vereinbarung, die aufgrund mangelnder Bestimmtheit der Modalitäten nicht zur zwangsweisen Durchsetzung geeignet ist, kann auch nicht Grundlage für die Verhängung eines Zwangsgeldes sein (OLG Koblenz, 25.09.2006 - Az: 11 WF 490/06).

Wird das Umgangsrecht im Wege eines Vergleichs geregelt, den die Eltern vor Gericht schließen, so muss dieser vom Gericht gebilligt werden, um vollstreckbar zu sein. Bei Kindern unter 14 Jahren wird deren notwendige Zustimmung zu der Regelung als konkludent in den Erklärungen der sorgeberechtigten Eltern enthalten angesehen. Die gerichtliche Billigung des Vergleichs ist aus Gründen der Rechtsklarheit zwingend erforderlich (AG Ludwigslust, 19.11.2009 - Az: 5 F 283/09).

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Stand: 25.08.2025
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