Entschließt sich das Gericht im Rahmen seiner Amtsermittlungspflicht in einem
Betreuungsverfahren zur Einholung eines psychiatrischen Sachverständigengutachtens und will es dieses Gutachten als Tatsachengrundlage für seine Entscheidung heranziehen, muss es den Betroffenen grundsätzlich auch dann persönlich anhören, wenn es im Ergebnis des Verfahrens von der (erstmaligen) Bestellung eines
Betreuers absehen oder eine bestehende Betreuung
aufheben will (Fortführung von BGH, 15.01.2020 - Az: XII ZB 438/19 und BGH, 18.10.2017 - Az:
XII ZB 198/16).
Hierzu führte das Gericht aus:
Zwar ordnet
§ 278 Abs. 1 Satz 1 FamFG eine persönliche Anhörung nur vor der Bestellung eines Betreuers für den Betroffenen an. Damit ist aber nicht die Aussage verbunden, dass es einer persönlichen Anhörung dann, wenn es nicht zur Betreuerbestellung kommt, grundsätzlich nicht bedarf.
Sieht das Gericht in solchen Fällen, in denen es im Ergebnis eine Betreuerbestellung ablehnen will, von vornherein von einer persönlichen Anhörung des Betroffenen ab, verkürzt es damit seine Ermittlungspflicht in einer Weise, die mit dem durch das Betreuungsrecht gewährleisteten Erwachsenenschutz nicht zu vereinbaren ist.
Zum Weiterlesen bitte anmelden oder kostenlos und unverbindlich registrieren.