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Fristlose Kündigung wegen Duschen und Staubsaugen während der Nachtzeit in einem Mehrfamilienhaus

Betreuungsrecht | Lesezeit: ca. 47 Minuten

In Anlehnung an die TA-Lärm liegt die allgemein übliche Nachtzeit zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr, wobei die Rücksichtnahmepflicht ab 22:00 Uhr erhöht, zwischen 0:00 Uhr und 06:00 Uhr deutlich erhöht ist.

Typisches Wohnverhalten (Duschen, Baden, Staubsaugen, Möbelrücken, Unterhaltungen) kann zu einer außerordentlichen Kündigung des Wohnraummietvertrages wegen Störung des Hausfriedens führen, wenn das sozial adäquate Maß der Nutzung überschritten ist und eine Fortsetzung des Mietverhältnisses unzumutbar ist.

Regelmäßiges Duschen und Baden zur Nachtzeit von bis zu 60 Minuten, teilweise bis zu zwei bis drei Stunden mit regelmäßig wiederkehrenden Verhaltensweisen wie nächtlichem Staubsaugen und Möbelrücken überschreitet das sozial adäquate Maß, das andere Bewohner eines Hauses im Rahmen der gegenseitigen Rücksichtnahme nicht dulden müssen.

Der Entscheidung lag der nachfolgende Sachverhalt zugrunde:

Die Klägerin begehrt die Räumung und Herausgabe der von den Beklagten bewohnten Wohnung infolge einer verhaltensbedingten Kündigung.

Die Klägerin ist eine Wohnungsbaugenossenschaft. Die Beklagte, 79 Jahre alt, ist die seit dem 07.01.2020 von dem Betreuer betreute Bewohnerin der näherbezeichneten Wohnung in dem Altbau. Der Beklagte zu 2) ist der erwachsene Sohn der Beklagte zu 1), der ebenfalls in der Wohnung wohnt.

Die Klägerin und die Beklagte zu 1) schlossen im Jahr 2005 einen Dauernutzungsvertrag über die 116 qm große Wohnung, für die zuletzt eine Nettokaltmiete von 717,45 € anfiel.

Seit 2022 wurde die Beklagtenseite, auch zu Händen des Betreuers, auf von der Klägerin als störend beschriebenes Wohnverhalten der Beklagten vor allem zur Nachtzeit hingewiesen. Auf ein Schreiben vom 27.09.2022 und 10.03.2023 folgte ein weiteres Aufforderungsschreiben zur Einhaltung der Ruhe vom 06.04.2023. Es wurden mietrechtliche Schritte angedroht.

Aufgrund fortsetzender lärmverursachender Verhaltensweisen zu Abend- und Nachtzeiten wie Baden, Duschen, Staubsaugen, Waschmaschine betätigen, lautes Streiten, Möbelrücken, Türen- und Fensterschlagen beschwerten sich wiederkehrend andere Mieter der Hausgemeinschaft.

Die Klägerin reagierte auf die eingereichten Lärmprotokolle der benannten Zeugen jeweils mit mehreren Abmahnungsschreiben im Zeitraum vom 18.04.2023 bis 23.08.2023.

Die der Abmahnung vom 18.04.2023 zugrunde gelegten Störungen durch die Beklagten waren:

„02.04.2023 (22:00 Uhr bis 02:00 Uhr): Waschmaschine läuft, Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln
03.04.2023 (22:50 Uhr bis 23:30 Uhr) Staubsaugen, lautes Pöbeln
04.04.2023 (23:00 Uhr bis 23.30 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, Möbelrücken
06.04.2023 (22:10 Uhr bis 00:10 Uhr) lautes Streiten
09.04.2023 (22:10 Uhr bis 04:00 Uhr) Türenschlagen, lautes Pöbeln
10.04.2023 (22:45 Uhr bis 04:30 Uhr) Türenschlagen, lautes Pöbeln
11.04.2023 (23:45 Uhr bis 00:30 Uhr) Klopfen an die Wand
12.04.2023 (21:30 Uhr bis 22:45 Uhr) Türenschlagen
13.04.2023 (21:30 Uhr bis 01:15 Uhr) Staubsaugen, Möbelrücken
14.04.2023 (00:10 Uhr bis 03:50 Uhr) lautes Streiten, Fenster- und Türenschlagen“

Mit Schreiben vom 08.05.2023 sprach die Klägerin eine Abmahnung wegen folgender Verhaltensweisen der Beklagten aus:

„16.04.2023 (23:30 Uhr bis 01:00 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln
18.04.2023 (23:40 Uhr bis 01:50 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln
20.04.2024 (23:15 Uhr bis 05:10 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln und Unterhalten
21.04.2024 (02:15 Uhr bis 04:30 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln, Möbelrücken
25.04.2023 (21.45 Uhr bis 00:00 Uhr) Fenster- und Türenschlagen
26.04.2023 (23:00 Uhr bis 00:15 Uhr) Klopfgeräusche, lautes Pöbeln
27.04.2023 (22:00 Uhr bis 00:15 Uhr) Fenster- und Türenschlagen, lautes Pöbeln
28.04.2023 (03:00 Uhr bis 07:50 Uhr) lautes Pöbeln
30.04.2023 (22:30 Uhr bis 23:45 Uhr) Klopfgeräusche“

Mit Schreiben vom 23.06.2023 stützte die Klägerin eine Abmahnung auf folgende Verhaltensweisen der Beklagten:

„Waschmaschine läuft regelmäßig und poltert massiv:02.05.2023 bis 22.30 Uhr, 03.05.2023 bis 23.30 Uhr, 09.05.2023 bis 23.15 Uhr;
Ausführliches Duschen oder Baden: 03.05.2023 nach 01.15 Uhr, 04.05.2023 bis 00:15 Uhr, 05.05.2023 bis 23:30 Uhr, 06.05.2023 nach 00:30 Uhr, 08.05.2023 bis 00:30 Uhr, 13.05.2023 bis 23:55 Uhr, 14.05.2023 bis 00:30 Uhr, 16.05.2023 bis 00:45 Uhr, 17.05.2023 bis 03.45 Uhr, 21.05.2023 bis 22:40 Uhr, 22.05.2023 bis 22:55 Uhr, 26.05.2023 bis 00:30 Uhr, 31.05.2023 bis 23:30 Uhr, 01.06.2023 bis 23:45 Uhr;
Streit/Gepöbel, Türenknallen und Klopfen: 03.05.2023 nach 01:15 Uhr, 06.05.2023 nach 00:30 Uhr, 08.05.2023 bis 00:30 Uhr, 09.05.2023 bis 23.15 Uhr, 13.05.2023 bis 23:55 Uhr, 21.05.2023 nach 22:00 Uhr, 30.05.2023 bis 23:50 Uhr, 31.05.2023 bis 23:30 Uhr, 01.06.2023 bis 23.45 Uhr“

Mit Schreiben vom 12.07.2023 sprach die Klägerin eine weitere Abmahnung gestützt auf folgende Verhaltensweise der Beklagten aus:

„Waschmaschine läuft regelmäßig und poltert massiv: 02.06.2023 um 22:50 Uhr, 05.06.2023 um 05:50 Uhr, 09.06.2023 ab 23:00 Uhr, 17.06.2023 ab 06:00 Uhr, 26.06.2023 um 05.00 Uhr, 28.06.2023 ab 06:00 Uhr, 01.07.2023 ab 06:30 Uhr, 05.07.2023 ab 22:00 Uhr;
Ausgiebiges Duschen oder Baden: 02.06.2023 um 22:50 Uhr, 03.06.2023 um 22:40 Uhr, 05.06.2023 ab 00:30 Uhr und 22:30 Uhr, 06.06.2023 zwischen 22:45 Uhr und 23:30 Uhr, 07.06.2023 ab 02:30 Uhr, 11.06.2023 ab 23:15 Uhr, 13.06.2023 zwischen 23:00 Uhr und 00:30 Uhr, 16.06.2023 zwischen 00:25 Uhr und 00:40 Uhr, 17.06.2023 zwischen 22:50 Uhr und 23:20 Uhr, 19.06.2023 ab 02:00 Uhr, 21.06.2023 ab 22:40 Uhr, 25.06.2023 zwischen 23:00 Uhr und 00:30 Uhr, 26.06.2023 um 04:00 Uhr und 06.00 Uhr, 27.06.2023 ab 23:00 Uhr, 28.06.2023 ab 05.00 Uhr und ab 21:50 Uhr, 29.06.2023 zwischen 23:00 Uhr und 00:00 Uhr, 30.06.2023 zwischen 01:10 Uhr und 02:20 Uhr, 01.07.2023 ab 02:10 Uhr und um 06:30 Uhr, 05.07.2023 ab 22.00 Uhr, 09.07.2023 ab 01:40 Uhr
Türenknallen, Klopfen, lautstarke Musik und Gepolter: 03.06.2023 um 22:40 Uhr, 05.06.2023 zwischen 00:30 Uhr und 05:30 Uhr, 06.06.2023 zwischen 22.45 Uhr und 23:30 Uhr, 07.06.2023 ab 02:30 Uhr, 08.06.2023 zwischen 22:00 Uhr und 00:30 Uhr, 11.06.2023 ab 23:15 Uhr, 13.06.2023 zwischen 23:00 Uhr und 00:30 Uhr, 16.06.2023 zwischen 00:25 Uhr und 00:40 Uhr, 17.06.2023 ab 06.00 Uhr, 19.06.2023 zwischen 02:00 Uhr und 06:00 Uhr, 21.06.2023 um 23:15 Uhr, 26.06.2023 zwischen 02:00 Uhr und 04:00 Uhr, 28.06.2023 zwischen 02:00 Uhr und 05:30 Uhr, 30.06.2023 zwischen 01:10 Uhr und 02:20 Uhr, 09.07.2023 ab 01:40 Uhr“

Mit Schreiben vom 23.08.2023 mahnte die Klägerin folgendes Verhalten der Beklagten ab:

„Waschmaschine läuft regelmäßig und poltert massiv: 24.07.2023 ab 22:40 Uhr, 31.07.2023 ab 21:45 Uhr, 12.08.2023 ab 07:00 Uhr, 17.08.2023 ab 21:30 Uhr;
Ausgiebiges Duschen oder Baden: 11.07.2023 zwischen 22:30 und 00:30 Uhr, 13.07.2023 zwischen 22:30 und 23:00 Uhr, 19.07.2023 zwischen 22:15 und 23:30 Uhr, 20.07.2023 zwischen 04:10 Uhr und 04.50 Uhr, 21.07.2023 ab 22:10 Uhr, 22.07.2023 zwischen 22:15 Uhr und 23:30 Uhr, 25.07.2023 ab 02:30 Uhr, 28.07.2023 zwischen 23.15 Uhr und 01:30 Uhr, 29.07.2023 zwischen 22:10 Uhr und 23:00 Uhr, 30.07.2023 ab 21:50 Uhr, 03.08.2023 zwischen 22:45 Uhr und 23:40 Uhr, 05.08.2023 zwischen 22:00 und 22:45 Uhr, 06.08.2023 ab 00:00 Uhr, 08.08.2023 zwischen 04:00 Uhr und 07:00 Uhr sowie ab 23:45 Uhr, 09.08.2023 zwischen 00:25 Uhr und 02:00 Uhr, ab 04.00 Uhr sowie zwischen 23.10 Uhr und 00:30 Uhr, 10.08.2023 zwischen 22:00 Uhr und 23:45 Uhr, 12.08.2023 zwischen 05:00 Uhr und 07:00 Uhr, 14.08.2023 zwischen 22:45 Uhr und 00:00 Uhr, 15.08.2023 zwischen 22.15 Uhr und 23:00 Uhr, 16.08.2023 zwischen 22:45 Uhr und 23:25 Uhr, 17.08.2023 ab 22:00 Uhr, 18.08.2023 zwischen 21:40 Uhr und 22:30 Uhr, 20.08.2023 ab 04:50 Uhr;
Türenknallen, Klopfen, lautstarke Musik, Gepolter: 11.07.2023 zwischen 22:30 Uhr und 00:30 Uhr, 13.07.2023 zwischen 22:30 Uhr und 23.00 Uhr, 19.07-2023 zwischen 22:15 Uhr und 23:30 Uhr, 22.07.2023 zwischen 22:15 Uhr und 23:30 Uhr, 25.07.2023 ab 02:30 Uhr, 28.07.2023 zwischen 23:15 Uhr und 01:30 Uhr, 30.07.2023 ab 21:50 Uhr, 03.08.2023 zwischen 22:45 Uhr und 23:40 Uhr, 09.08.2023 zwischen 00:25 Uhr und 02:00 Uhr, 14.08.2023 zwischen 22:45 Uhr und 00:00 Uhr, 15.08.2023 zwischen 22.15 Uhr und 23:00 Uhr, 20.08.2023 ab 4.50 Uhr“

Mit dem Schreiben vom 23.08.2023 wurde die Beklagtenseite um ein persönliches Gespräch mit der Klägerin am 19.09.2023 gebeten. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass von den Beklagten immer wieder abgestellte diverse Gegenstände und Müll auf den Allgemeinflächen nicht geduldet werden könnten, so u.a. ein Fahrrad des Beklagten zu 2.) im Gang des Kellers, mit der Aufforderung, dies bis zum 04.09.2023 zu entfernen, wobei darauf hingewiesen wurde, dass entsprechend widerrechtlich abgestellte Gegenstände die Flucht- und Rettungswege versperrten, die Unfallgefahr erhöhten und erhöhte Brandlasten darstellten sowie Reinigungsarbeiten erschwerten und daher nicht geduldet werden könnten.

Daraufhin meldete sich der Beklagten zu 2.) telefonisch bei der Klägerin und sagte den Termin ab. Die Klägerin bot ein Ausweichtermin an. Nach erneuter telefonischer Absage für den 27.09.2023 bot die Klägerin letztmalig ein Termin für den 25.10.2023 an, welcher dann durch den Betreuer der Beklagten zu 1.) am 24.10.2023 abgesagt wurde.

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