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Wirtschaftsmediation: Konflikte in Unternehmen und Gewerbe effizient lösen

Firmen / Gewerbe | Lesezeit: ca. 11 Minuten

Die Mediation, insbesondere in wirtschaftlichen Angelegenheiten, hat sich in den letzten Jahren zu einem effektiven Instrument der Konfliktlösung entwickelt. Sie zielt darauf ab, Konflikte außergerichtlich beizulegen und eine „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten zu schaffen.

Gerade in der Wirtschaft gewinnt die Mediation zunehmend an Bedeutung, da sie Kosten und Zeit gegenüber gerichtlichen Verfahren erheblich reduzieren kann. Zudem trägt sie dazu bei, bestehende Geschäftsbeziehungen auch nach einem Konflikt zu erhalten und eine belastbare Basis für zukünftige Zusammenarbeit zu schaffen.

Was ist Mediation?

Die Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktlösung. Die Grundprinzipien dieses Verfahrens sind im Mediationsgesetz (MediationsG) geregelt. Im Zentrum steht ein neutraler Dritter, der Mediator, welcher die streitenden Parteien dabei unterstützt, eine gemeinsame Lösung für ihren Konflikt zu finden. Der Mediator leitet das Verfahren, trifft jedoch keine eigenen Entscheidungen in der Sache. Das Ziel ist es, eine Einigung zu erzielen, bei der alle Beteiligten gewinnen.

Diese Win-Win-Lösungen basieren auf der freiwilligen Mitarbeit aller Parteien, die gemeinsam Verantwortung für das Ergebnis übernehmen. Anders als bei gerichtlichen Entscheidungen, wo oft ein Gewinner und ein Verlierer entsteht, gestalten die Parteien ihre Lösung eigenverantwortlich.

Im Fokus stehen dabei die Interessen und Bedürfnisse der Konfliktparteien, und nicht die Feststellung von Schuld oder die strikte Anwendung von Gesetzen.

Abgrenzung zu Gerichtsverfahren und herkömmlichen Vergleichen

Während bei Schlichtung oder Schiedsverfahren eine dritte Person Entscheidungen trifft, bleiben die Parteien in der Mediation die alleinigen Gestalter der Lösung.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Vergleichsverfahren, sei es vor Gericht oder außergerichtlich, konzentriert sich die Mediation darauf, Konflikte nicht nur zu beenden, sondern langfristige und nachhaltige Lösungen zu finden. In einem herkömmlichen gerichtlichen oder außergerichtlichen Vergleich gibt es oft einen Gewinner und einen Verlierer, oder beide Seiten müssen signifikante Abstriche von ihren Positionen machen. Die Mediation zielt hingegen darauf ab, dass beide Parteien ihre zugrundeliegenden Ziele erreichen können.

Ablauf eines Mediationsverfahrens

Ein wesentliches Merkmal der Mediation ist die Vertraulichkeit: Alle Gespräche und Vereinbarungen sind für Außenstehende nicht zugänglich. Dies schafft einen geschützten Rahmen, in dem offen und ehrlich über die Konfliktpunkte gesprochen werden kann.

Vor Beginn der Mediation ist es sinnvoll, dass die Konfliktparteien sich intern abstimmen und relevante Unterlagen vorbereiten. Dies erleichtert die Klärung der Themen. In der Regel wird eine Mediation in wenigen Sitzungen, häufig innerhalb von Tagen bis einigen Wochen, abgeschlossen.

Eine Mediation durchläuft typischerweise mehrere strukturierte Schritte. Sie beginnt mit einer Einführung. In diesem Schritt wird das Verfahren erläutert, und der Konflikt wird kurz beleuchtet. Die Konfliktparteien lernen den Mediator kennen und erfahren, wie die Mediation ablaufen wird. Darauf folgt die Bestandsaufnahme. Hier werden die Wünsche, Positionen und Bedürfnisse der Konfliktparteien schriftlich festgehalten. Dies hilft dabei, die Kernthemen des Konflikts zu identifizieren.

Im nächsten Schritt setzen die Parteien Prioritäten. Sie ermitteln, was ihnen wirklich wichtig ist, und priorisieren ihre Anliegen. Oftmals gibt es in dieser Phase Überraschungen, wenn die wahren, hinter den Positionen liegenden Interessen ans Licht kommen. Anschließend erfolgt das Sammeln von Lösungsmöglichkeiten. Es werden alle möglichen Lösungsvorschläge gesammelt, auch solche, die auf den ersten Blick nicht umsetzbar erscheinen. Dieser Schritt ähnelt einem Brainstorming.

In der Phase der Bewertung werden die gesammelten Konfliktlösungsoptionen auf ihre Realisierbarkeit und Akzeptanz hin geprüft. Es werden Wege gesucht, wie die Interessen beider Parteien befriedigt werden können. Am Ende des Mediationsverfahrens steht Der Vertrag beziehungsweise die Abschlussvereinbarung. Die gefundene Lösung wird in einem Protokoll oder einer Vereinbarung schriftlich festgehalten. Dieses Dokument ist für die Konfliktparteien bindend. Es kann unter bestimmten Voraussetzungen, beispielsweise im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, auch als gerichtlicher Vergleich anerkannt und für vollstreckbar erklärt werden.

Wie Mediation Unternehmen und Gewerbe praktisch hilft

Die Anwendung der Mediation in verschiedenen Wirtschaftszweigen hat sich als äußerst effektiv erwiesen. Im Folgenden werden drei Beispiele aus unterschiedlichen Branchen vorgestellt, um zu zeigen, wie Mediation dazu beigetragen hat, Konflikte erfolgreich zu lösen und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.

Um die Nachhaltigkeit der Vereinbarungen zu sichern, kann eine Erfolgskontrolle vereinbart werden. Das kann ein Folgetermin zur Überprüfung der Umsetzung oder die Benennung eines Ansprechpartners innerhalb des Unternehmens sein.

Beispiel 1: Konflikte in der Versicherungsbranche

In der Versicherungsbranche kam es zu einem Konflikt zwischen einer Versicherungsgesellschaft und einem Softwarelieferanten. Der Grund für den Konflikt lag in Fehlern in der Abrechnungssoftware, was zu einer Klage und Gegenklage führte. Der Gesamtstreitwert betrug über 2 Millionen Euro, und bereits Anwaltskosten von über 80.000 Euro waren angefallen. Die Lösung wurde jedoch innerhalb eines Tages durch Mediation erreicht, und die Kosten betrugen insgesamt nur 3000 Euro (jeweils 1500 Euro pro Partei). Die Erfolgsfaktoren in diesem Fall waren die Einigungsbereitschaft beider Seiten, da der Softwarelieferant zwar hohe Forderungen hatte, die Versicherung jedoch auf die Abrechnungssoftware angewiesen war. Die Lösung bestand in einer Vereinbarung, in der ein Abnahmeprozedere und eine Regelung für Teilzahlungen nach Teilabnahmen festgelegt wurden. Klagen und Gegenklage wurden zwischenzeitlich zurückgenommen.

Beispiel 2: Streitigkeiten im gewerblichen Mietvertrag

Ein weiterer Konflikt entstand im Zusammenhang mit einem gewerblichen Mietvertrag. Die Parteien stritten unter anderem über Bürgschaftsnachzahlungen, Mieterhöhungen und die Laufzeit des Vertrags. Der Streitwert betrug 20.000 Euro. Durch Mediation wurde erreicht, dass die Mieterhöhung teilweise zurückgenommen wurde, die Bürgschaft aufgestockt wurde und der gewerbliche Mieter seinen Mietvertrag in der Immobilie verlängerte. Auch in diesem Fall zeigten beide Seiten Einigungsbereitschaft, da ein Aus- oder Umzug sowohl für den Mieter als auch für den Vermieter mit hohen Kosten verbunden gewesen wäre. Die Mediation deckte zudem ein Kommunikationsproblem zwischen Mieter und Vermieter auf und löste es. Dies ermöglichte es, dass zukünftige Probleme ohne die Notwendigkeit eines Anwalts direkt zwischen den Parteien gelöst werden können.

Beispiel 3: Kündigung einer Lehrstelle

Ein drittes Beispiel betrifft die Kündigung einer Lehrstelle. Die Parteien waren uneins über die Kündigung. Es wurde vereinbart, dass das Lehrverhältnis bei einem anderen Lehrbetrieb fortgesetzt werden sollte. Erfolgsfaktoren waren auch in diesem Fall die Einigungsbereitschaft beider Seiten. Obwohl die Fortsetzung des Lehrverhältnisses beim bisherigen Lehrbetrieb für beide Parteien keine Lösung darstellte, konnte durch Mediation eine Klage vermieden werden. Das aktive Suchen und Finden eines neuen Lehrbetriebs wurde vorangetrieben. Die Mediation bestand hier in der Erarbeitung und Umsetzung einer „gesichtswahrenden“ Lösung für beide Seiten ohne gerichtliche Hilfe.

Ein weiteres häufiges Anwendungsfeld der Wirtschaftsmediation sind interne Konflikte innerhalb von Unternehmen, etwa zwischen Abteilungen, Führungskräften oder Projektteams. Durch die Mediation werden Kommunikation verbessert und nachhaltige Lösungen für Zusammenarbeit und Arbeitsprozesse erzielt.
Stand: 24.10.2025
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